Microsoft kriegt es nicht gebacken – Leserbrief zu CW-Artikel 17/2005
Microsoft kriegt es nicht gebacken
CW 15/05, Seite 1 und 4; „Miese Stimmung im ERP-Markt“ und „Wenig Konsolidierung im ERP-Markt“.
Ihren Aufmacher „Miese Stimmung im ERP-Markt“ möchte ich als in diesem Segment aktiver Unternehmer so nicht stehen lassen. Warum soll die Stimmung im gesamten Markt mies sein? Bloß weil es den Microsoft-Händlern schlecht geht? Microsoft kriegt es nicht gebacken, im ERP-Markt anständig Fuß zu fassen. Trotz noch so vieler Marketing-Millionen verliert das Unternehmen kontinuierlich Marktanteile.
Und auch von der seit Jahren angekündigten Konsolidierung im ERP-Markt ist nicht wirklich etwas zu sehen, und zwar meiner Meinung nach nicht, wie in Ihrer Kolumne behauptet, weil das Marketing der Großen erst dann richtig greifen wird, wenn der Änderungsdruck der Anwender groß genug ist. Vielmehr haben wir kleinen mittelständischen Anbieter mit unserer zielgerichteten Kundenorientierung, unserer Liebe zum eigenen Produkt und unserem direkten Zugang zu unseren Kunden etwas, was von den Großen niemals geleistet werden kann.
Es gibt noch andere Player im Markt als Bechtle, Tectura und SAP. Es gibt Unternehmer, bei denen die Insolvenz nicht zum Geschäftsmodell gehört, die seit vielen Jahren eigenfinanziert leben und arbeiten.
Und gestatten Sie mir, noch eine Beobachtung mitzuteilen, die zu den Unkenrufen über eine unaufhaltsame Marktkonsolidierung nicht ganz passt. Es geht um das Thema Investitionssicherheit: Wie investitionssicher und gut aufgehoben fühlen sich heute die mittelständischen Unternehmen, die Apertum oder Navision installiert haben? Warum sehen wir wachsendes Interesse von Konzerntöchtern, die froh sind über alternative Angebote, die sich sauber in die Konzernstrategie einfügen lassen? Ganz einfach, weil Monopole in einer Wissensgesellschaft nicht funktionieren. Weil Anwender wissen, dass ihre individuellen Interessen bei Konzernen den Marktinteressen geopfert werden, und weil sie in einer arbeitsteiligen Gesellschaft darauf vertrauen, dass ihr mittelständischer ERP-Lieferant sie betreut.
Und wenn Sie nun meinen, es fehle an Innovationskraft, und die nächste Softwaregeneration brächte die von den Konzernen und Analysten herbeigesehnte Bereinigung, lade ich Sie gerne ein, unserer Entwicklungstruppe über die Schulter zu schauen. Nein, wir können als kleinere Anbieter prima mithalten, weil Softwareentwicklung kein verpulvertes Kapital, sondern codierte Geisteskraft ist. Weil wir nicht in Spielekonsolen, Bankensoftware oder irgendwas anderes diversifizieren, sondern uns ganz auf unsere mittelständischen Kunden konzentrieren. Godelef Kühl, Vorstand der Godesys AG, Mainz
Quelle Computerwoche Nr.17/2005
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